Rehkitzrettung mit speziell ausgestatteten Multicoptern ("Drohnen")
Die "Rehkitzrettung" mit Hilfe einer Drohne, an der eine spezielle, hochauflösende Wärmebildkamera, installiert ist, wird mittlerweile in sehr vielen Landkreisen erfolgreich betrieben. Sie ist derzeit das sinnvollste System um rechtzeitig vor der Mahd liegende Rehkitze (und auch andere Tiere) vor dem Tod oder der grausamen Verstümmelung durch die hocheffizienten Mähmaschinen zu retten.
Die Badischen Jäger Lörrach eV werden im Frühjahr 2024 voraussichtlich über 6 gut ausgebildete und ausgerüstete Drohnenteams verfügen, welche im gesamten Landkreis und auch darüber hinaus einsatzbereit sein werden. Mit der Rehkitzrettung Südbaden eV. arbeiten wir bei Terminengpässen aktiv zusammen, so dass den Landwirten und Jägern in der Region, bei rechtzeitiger Meldung, ein Team zur Seite gestellt werden kann.
Nutzen Sie unsere kostenlose Hilfe und professionelle Unterstützung!
ALLGEMEINE INFOS ZUR KITZRETTUNG
... §1 Tierschutzgesetz sagt eindeutig: "... niemand darf einem Tier ohne vernünftigen Grund Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen!"
Wie ist der Ablauf?
Der Landwirt muss die am nächsten Morgen zur Mahd anstehenden Flächen bis spätestens 18 Uhr am Vorabend dem zuständigen Jagdpächter melden, damit dieser ein Rettungsteam organisieren kann. Um Missverständnissen vorzubeugen, müssen die genauen Flurstücknummern und Orte benannt werden. Dadurch kann der Pilot die Drohne im Vorfeld genau für diese Flurstücke programmieren.
Der zuständige Jäger muss am nächsten Morgen mindestens 2, besser mehr, ortskundige Helfer als "Kitzretter" zur Verfügung stellen. Auch muss er, oder nach Absprache der Landwirt, einige Holzkisten (Umzugskartons, Wäschekörbe) oder saubere Kartoffelsäcke zur Verfügung stellen. Darin werden die gefundenen Kitze bis nach der Mahd, welche bis spätestens 3 Stunden nach der Suche durchgeführt werden muss, außerhalb der Wiese gesichert werden. Selbstverständlich können die "Kitzretter" auch von Helfern aus der Landwirtschaft unterstützt werden.
Am frühen Morgen vor der Wiesenmahd werden die Wiesen mit dem Multikopter von einem ausgebildeten Piloten abgeflogen. Parallel zum Flug wird das Wärmebild auf einem separaten Monitor beobachtet. Sobald ein liegendes Kitz („Wärmedetektion“) vermutet wird, lässt der Pilot den Multikopter über dem Fundort in der Luft stehen. Die eigentlichen "Kitzretter" (meistens 2 Personen) werden durch den Multikopter und per Funk zu dem liegenden Kitz geleitet. Das so gefundene Kitz wird vorsichtig (mit Einmalhandschuhen und Gras) aufgenommen und außerhalb der Wiese geschützt unter einer luftigen und mit Gras abgedeckten Holzkiste oder ähnlichem gesichert. Sobald die Wiese abgeflogen wurde, sollte die Mahd beginnen damit die gefundenen Kitze nicht zu lange unter der Kiste verharren müssen.
Die guten Revierkenntnisse der Jäger sind von großem Vorteil. Sie wissen wo sie schon Gaisen gesehen haben und wo diese am ehesten die Kitze abgelegt haben könnten. Diese Bereiche werden als erstes abgeflogen. Die Suche von Kitzen ist im Jagdrecht geregelt und somit nur mit Zustimmung des Revierinhabers zulässig.
Problematisch sind Kitze die nach einigen Tagen ihren „Duckreflex“ abgelegt haben und vor dem Zugriff abspringen. Oftmals bleiben diese in der Wiese und werden dann - trotz Suchaktion - vermäht. Hier wird noch an einer sinnvollen Lösung getüftelt.
Manche Teams setzen im Flugprogramm auch an möglichen Kitzfunden eine GPS-Markierung. In diesem Fall wird die Wiese durchgängig in einem Zug komplett abgeflogen und dann erst die markierten Punkte mit Hilfe eines GPS-Gerätes von den "Kitzrettern" kontrolliert. Beides hat Vor- und Nachteile.
Außer der reinen Suche vor der Mahd, kann der Kopter auch zur Suche von Kitzen eingesetzt werden, deren Gais zB durch einen Verkehrsunfall getötet wurde. Je früher solche Unfallmeldungen beim Kopterpiloten eintreffen, desto besser kann man planen und das System einsetzen. In diesem Fall kann man auch einen Flug in den späten Abendstunden in Betracht ziehen.
Ebenfalls können mit dem Multikopter auch abgängige Tiere (zB Kälber, Schafe, Ziegen, Hunde …) in einem vorher definierten Bereich aktiv gesucht werden.
Was wird benötigt?
Ganz klar - Enthusiasmus, Wille, ein gehöriges Maß an Tierliebe und natürlich Geld!
Nicht jeder ist in der Lage mehrmals wöchentlich im frühesten Morgengrauen an einer Wiese zu stehen und bis ca. 9:00 Uhr Kitze zu suchen. Je nach Witterung kann die gesamte Phase der Suchzeit bis zu 10 Wochen dauern, das kann ganz schön an die Substanz gehen. Und nicht jeder kann sich dies auch von Seitens seines Jobs aus erlauben.
Was kostet eine Ausrüstung derzeit?
Man benötigt einen Multikopter mit mindestens 4 - 5 Akkus, eine Wärmebildkamera mit 640px, einen zusätzlichen Monitor, Funkgeräte, Software, Transportkoffer und einiges weitere Zubehör. Im Moment (Herbst 2023) ist die DJI Mavic 3 Thermal Enterprise die wohl sinnvollste Drohne mit einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Da es sich um Tagespreise handelt, wäre eine €-Angabe an dieser Stelle nicht sinnvoll. Natürlich gibt es noch andere, meistens aber weitaus teurere, Multikopter die sich eignen.
Und bevor jetzt hier jemand anfängt zu rechnen … nein, damit lässt sich keinesfalls Geld verdienen, im Gegenteil, man muss wohl permanent Geld (und Enthusiasmus) bringen – so ähnlich wie bei der Nachsuchearbeit ;-)!
Gibt es Einschränkungen?
Das Ganze ist sehr zeitintensiv. Derzeit kann aufgrund der Sensibilität der Wärmebildkamera die Suche nur in den frühen Morgenstunden bis maximal ca. 9:00 Uhr erfolgen. Sobald sich der Boden erwärmt, gibt es zu viele Fehlermeldungen. Da wird dann jeder Maulwurfshügel und jede Kahlstelle angezeigt. Bei Regen, Nebel und stärkerem Wind (ab ca. 30 km/h) kann auch nicht geflogen werden ... aber da wollen die Landwirte sowieso weniger mähen.
Ein Beflug am Vorabend macht natürlich keinen Sinn, da sich die Tiere im Laufe der Nacht mehrfach umstellen und ein am Abend gefundenes Kitz nicht bis zum nächsten Morgen gesichert werden kann.
Auch können wir mit der Wärmebildkamera nicht unter das Kronendach von Bäumen (zB Streuobstwiesen) "schauen".
Problematisch ist natürlich auch die zeitlich "geballte" Mähkompetenz ... sobald gutes "Mähwetter" gemeldet ist, werden überall die Traktoren gestartet. Je mehr gut ausgebildete "Rettungsteams" im Einsatz sind, desto eher können diese Spitzen dann auch gemeistert werden.
Wie ist die Effektivität?
Der Erfolg gibt der Sache recht - derzeit ist diese Art der Kitzsuche am effektivsten. Dies bestätigen auch viele Berichte. In kurzer Zeit können große Flächen ohne Schäden am Mähgut abgeflogen werden. Der Kopter fliegt je nach örtlicher Gegebenheit in 50 - 80 m Höhe mit rund 3 - 5m/sec. Je nach Objektiv wird somit am Boden pro Flugbahn eine Fläche von rund 25 - 40 m Breite abgedeckt. Für einen Hektar benötigt man so rund 1,5 - 3 Minuten. Das erreichen andere Arten der Kitzsuche nicht mal ansatzweise. Normalerweise wird ein Kitz, das sich im hohen Gras drückt, auch gefunden ... aber dann hat man es natürlich noch lange nicht gefangen und gesichert :-)
Gerne können Sie sich an einen der Ansprechpartner wenden – wir stehen gerne für Fragen und Rettungsaktionen zur Verfügung!
Frank Thoma
Aktiver Drohnenpilot (www.rehkitzrettung-hochschwarzwald.de)
Inhaber des EU-Fernpiloten-Zeugnis „A2“
Ihre Ansprechpartner:
Timo Protzek
Timo.protzek[at]web.de
+49 173 6745098
Frank Thoma
kitzrettung[at]nach-suche.de
+49 173 6854667
Dirk Fritschi
dirk.fritschi[at]gmail.com
+49 176 98974373
Teresa Rothweiler
t.rothweiler[at]gmx.net
+49 170 4352109
Erika Bechtel / Claus Rothweiler
kitzrettung[at]wildeswies.de
+49 176 92154407